Wildpflanzen für Biogas
Anbauversuche mit ökologisch und ökonomisch vielversprechenden Arten
Ein artenreiches Anbaukonzept für in Biogasanlagen genutzte Energiepflanzen, bei dem auch Wildpflanzen mit einbezogen werden, bietet nicht nur aus naturschutzfachlicher Sicht Vorteile. Ob der Anbau sogar wirtschaftlich interessant sein kann, untersuchen die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) und weitere Partner seit Sommer 2008. Dieses Projekt wird über den Projektträger des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMELV), die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
(FNR), gefördert. Belastbare Ergebnisse sollen Ende 2010 vorliegen.
Bislang dominieren hauptsächlich Silomais und Getreidearten den Energiepflanzenanbau für Biogasanlagen. Um Alternativen aufzuzeigen, suchen die Forscher der LWG nun auch nach ökonomisch interessanten Wild- und Zierpflanzenarten, die in mehrjährigen Mischungen angesät werden können und gleichzeitig Wildtieren geeignete Lebensräume bieten.
In Frage kommen zum Beispiel Rainfarn, Wilde Malve oder Wasserdost. Diese Arten bedecken den Boden - im Gegensatz zu Mais – auch im Winterhalbjahr, gleichzeitig liefern sie erstaunlich hohe Biomasseerträge. Dies konnten die Projektträger bereits in einem gemeinsamen Vorläuferprojekt „Lebensraum Brache“ feststellen.
Ökologische und insbesondere auch ökonomische Vorteile versprechen die mehrjährigen Wildpflanzenkulturen durch ihren geringeren Bedarf an Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sowie aufgrund insgesamt geringerer Anbaukosten. Hinzu kommt eine bessere Risikostreuung.
In Regionen mit hohen Schwarzwildbeständen könnten Rainfarn & Co. zudem Entlastung bringen, da sie für Wildschweine keine attraktiven Futterpflanzen sind. Schließlich wären durch angepasste Mischungen auch schwächere Ackerstandorte, z.B. trockene oder feuchte Flächen, für eine rentable Biogasproduktion erschließbar.
Entscheidend für den Landwirt sind aber auch Trockensubstanzgehalt und Biogasertrag. Entsprechende Versuche stehen deshalb ebenso auf dem Programm wie Untersuchungen zu den Wechselwirkungen zwischen Wildpflanzenäckern und Wildtieren. Problematische Neophyten, also gebietsfremde Pflanzen, die potenziell ökologische, gesundheitliche oder wirtschaftliche Schäden verursachen können, werden nicht in die Versuche einbezogen. Erste Ergebnisse nach einem Jahr Projektlaufzeit zeigen, dass die Methanerträge einiger Wildpflanzen das Niveau von Silomais erreichen und teils sogar übertreffen. Für eine abschließende Bewertung ist als zweite Kenngröße jedoch auch der Biomasse-Ertrag pro Hektar und Jahr relevant. Erste Zahlen hierzu werden Ende 2009 erwartet, bislang wurden lediglich Pflanzen aus Parzellenversuchen analysiert.
Wichtige Kooperationspartner der LWG sind der Internationale Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC), die Deutsche Wildtier Stiftung (DeWiSt) und Saaten Zeller.
Nähere Projektinformationen finden Sie hier.
Auf der Seite "Netzwerk Lebensraum Brache" erhalten Sie zusätzliche Informationen zum Thema und zum Projekt, einschließlich der Zwischenberichte.